Ich bin ein großer Fan von vegetarischem Essen und nutze jede Gelegenheit dazu. Eines gleich vorweg – das Essen im Tian war gut, aber der Gesamteindruck enttäuschend. Aber alles nach der Reihe nach.

Ich war schon in den vergangenen Jahren immer wieder mal im Tian essen und jedes Mal war ich begeistert. Aber warum dieses Mal nicht? Was hat sich verändert?!

Vor allem der Service. Als erstes haben wir eine Speisekarte mit einem 8 Gänge Vorschlag bekommen. Das hat mich leicht irritiert, weil ich einfach nicht weiß, was ich mit 8 Gängen machen soll und das Ganze noch für lockere 120,- Euro. Als ich dem Kellner meine Meinung kundgetan habe, hat er sehr „großzügig“ und etwas überheblich gemeint, dass auch ein Menü mit 6 Gängen um 106,- Euro möglich sei. Das Ganze wird mit einer Weinbegleitung extra um 89,- bzw. 65,- Euro angeboten. Jetzt rechnen wir das alles schnell zusammen:

Für 2 Personen sind das mit Gedeck 424,- bzw. 348,- Euro für ein Abendessen.

Ehrlich, wann habt ihr das letzte Mal 424,- Euro für ein Abendessen bezahlt? Ein 7 gängiges vegetarisches Menü habe ich vor 2 Wochen im Chez Nico in Innsbruck gegessen. Mehr dazu gibt es in meinem Testbericht über Chez Nico.

Von meinen früheren Besuchen beim Tian wusste ich, dass es trotz vegetarischem Essen und mittelgroßen Portionen die Speisen gut sättigen. Das habe ich dem Kellner gesagt und mich auch gewundert, dass einem keine A la Carte Speisekarte gegeben wird. Der Kellner hat versucht mich weiterhin für dumm zu verkaufen und hat behauptet, dass es derzeit nur mehr Menüs gibt und keine A la Carte Speisekarte. Er meinte, ich kann auch auf 4 Gänge reduzieren, hat aber keinen Anstalten gemacht mir eine Speisekarte mit Preisen zu bringen und hat mich weiterhin über die Preise der einzelnen Gänge im Dunklen gelassen. Ich blieb hartnäckig und fragte ein weiteres Mal nach der Karte. Nun hat sich die erste Behauptung des Kellners als unrichtig herausgestellt, es gibt sehr wohl eine Speisekarte A la Carte mit den Preisen für jeden einzelnen Gang.

Das Spielchen ging weiter, diesmal mit dem Wein. Zuerst hat der Kellner versucht darzustellen, dass es nur die Weinbegleitung gäbe. Erst nach direkter Anfrage nach einer Weinkarte, ist er mit dieser herausgerückt. Ich habe bis jetzt noch keine Erfahrung mit vorgegebenen Weinbegleitungen gemacht. Eine solche wird auch z.B. im Lokal Loca  angeboten. Hätten wir die Weinbegleitung genommen, hätten wir 178,- bzw. 130,- Euro alleine nur für die  Weine bezahlt. Dabei schmeckt mir vielleicht nur jeder zweite Wein und des Weiteren will ich gar nicht so viele Gläser trinken. Geschmäcker sind halt verschieden und seit meiner Napa Valley Reise habe ich für mich den kalifornischen Chardonnay entdeckt. Ich weiß, nicht jedermanns Sache, aber ich liebe ihn.

Nach der Begutachtung der schwer überteuerten Weinkarte, haben wir uns für einen Grauburgunder um 49,- Euro vom Kracher 2014 entschieden. Der Wein war sehr gut und vom Preis eher akzeptabler als die sündteure Weinbegleitung.

Jetzt zu den Speisen, mit denen wir grundsätzlich zufrieden waren. Mein Mann hat sich die schwarz-weiße Vorspeise mit Wurzelgemüse und das „Herbsttreiben“ als Hauptspeise bestellt.

Ich habe mir „Verwurzelt“ (Verwurzelt | Petersilie | Herbsttrompeten) und Trüffelpasta bestellt. Die Speisen waren durchaus geschmacklich interessant und raffiniert angerichtet. Wobei 42,- Euro für eine kleine Portion Trüffelpasta, die nicht wirklich aromatisch war, schon sehr stolz sind.

Anschließend haben wir uns zwei Nachspeisen um je 16,- Euro bestellt: Holler Trio | Beere | Blüte | Staude und Sacher entwurzelt | Nyangbo Bitterschokolade | Marille | Karotte.

Holler Trio hat wunderbar geschmeckt und war ein kleines Kunstwerk auf dem Teller. Den Sacher entwurzelt hätte ich mir sparen können, eine zu süße, nichts sagende Nachspeise. Da ist man mit einer„heißen Liebe“, wie man im sie in jedem Gasthaus bekommt, viel besser aufgehoben.

Das Ambiente im Erdgeschoß ist stylisch minimalistisch. Und kann durchaus mit den angesagten Lokalen in Manhattan mithalten. Ich würde im Untergeschoss nicht bleiben wollen, das Interieur ist eher fad und passt nicht mit der gehobene Preisgestaltung zusammen.

Zusammenfassend kann gesagt werden, die Qualität der Speisen war gut, wenn auch nicht überragend, allerdings erwartet man sich bei den abgehobenen Preisniveau doch eine Qualität die überragend sein sollte, im Endeffekt bleibt doch ein schaler Eindruck, hier abgezockt zu werden.

Obwohl man nicht viele Möglichkeiten in Wien für ein gehobenes vegetarisches Essen hat, werde ich um Tian einen Bogen machen.